Der feuchte, kühle Boden unter meinen nackten Füßen stellte einen scharfen Kontrast zur warmen, stehenden Luft dar, die mich wie dichter Nebel umwaberte. Es war erst Vormittag und das T-shirt klebte bereits an meinem Rücken. Mit gefühlten 10 Kilogramm Bananen im Gepäck schleppte ich mich den erdigen Hang empor, auf jeden Schritt bedacht, um nicht auszurutschen. Endlich erreichte unsere Gruppe das Plateau, das mit seinen schattenspendenden Bäumen auf uns wartete.
Unsere Erschöpfung war nach dem anstrengenden Marsch wie weggeblasen, als wir sie erblickten - gemächlich stapften sie auf uns zu, geführt von ihren Mahuts, einer für jeden Elefanten.
Der lange faltige Rüssel war neugierig in unsere Richtung gestreckt, in freudiger Erwartung auf den Snack, der in unseren Stofftaschen versteckt war.
Zögerlich näherte ich mich einem der drei Jungtiere - gerade mal 3 Jahre alt und schon tonnenschwer - eine Banane in meiner ausgestreckten Hand. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, als sich der dicke, muskulöse Rüssel mit der faltigen Haut um mein Handgelenk schlang. Mit unglaublicher Zärtlichkeit zog mir der sanfte Riese die reife Frucht aus den Fingern und steckte sie schnell in seinen schmatzenden Mund. Mein Herz machte einen Riesensatz und mein Körper wurde von einem unglaublichen Glücksgefühl elektrisiert...
Elefanten - aber artgerecht!
Thailand ist wunderschön. Das kann ich mittlerweile aus eigener Erfahrung sagen. Denkt man an dieses Reiseziel, tauchen vor dem inneren Auge Bilder von weißen Sandstränden und türkisblauen Buchten auf. Ja, ich habe auch diese gesehen und war von der Schönheit überrascht.
Wenn ich jedoch an Thailand denke, dann sehe ich dicht bewachsene Dschungel und eine grüne, saftige Natur, die ihresgleichen sucht.
Ich sehe bunte Schmetterlinge und auf Bäumen hüpfende Äffchen, streunende Hunde und Katzen und vor allem:
Elefanten.
Bereits zu Beginn der Reiseplanung war eines klar: ich wollte Elefanten sehen, ihnen nahe kommen und sie berühren können.
Gleichzeitig wollte ich aber den typischen "Elefantentourismus" nicht unterstützen. Es gibt mir nichts, ewig angestellt zu sein, um dann auf den Rücken eines Elefanten zu klettern, 5 Minuten zu reiten und danach sofort wieder "heruntergefischt" zu werden, weil die nächsten Touristen schon ungeduldig warten.
Ich wollte mit den Dickhäutern richtigen Kontakt aufnehmen, sie in der Natur beobachten, bei sozialen Interaktionen, beim Fressen und beim Spielen. Ich wollte glückliche Elefanten sehen - ohne Ketten und Peitschen.
Chiang Mai - die Elefantenhochburg
Möchte man in Thailand Elefanten sehen, dann sollte man in den Norden Thailands reisen. In der Provinz Chiang Mai gibt es viele Möglichkeiten, einen Ausflug zu den sanften Riesen zu buchen.
Nach eingehendem Studium der verschiedenen Angebote, kamen für mich nur mehr 2 Möglichkeiten in Frage:
Das Tagesprogramm ist in beiden Fällen sehr ähnlich.
Aber ACHTUNG: ihr solltet früh genug buchen, um euch einen Platz zu sichern.
Kosten: in beiden Camps kostet der Tagesausflug 2500 Baht, also umgerechnet ca. €65,-.
Das ist für Thai Verhältnisse immens viel Geld. Man sollte es aber nicht als Eintritt sehen, sondern als Spende an diese wundervollen Tiere, die von ihren Mahuts liebevoll umsorgt werden.
Man kann in beiden Camps übrigens auch ein Volontariat absolvieren.
Hug Elephants Sanctuary
Dieses Camp war das Ziel meiner Wahl.
In einem Bergdorf im Süden Chiang Mais lernten wir unseren Guide kennen, der uns auf das Treffen mit den Elefanten vorbereitete. Er erörterte grundlegende Regeln im Umgang mit diesen Tieren und gab uns Taschen mit Bananen. Alle unsere Fragen wurden beantwortet und danach gingen wir los.
Zuerst nahmen wir den ersten Kontakt mit den Elefanten auf - wir überbrachten ihnen ihr Frühstück und bauten Vertrauen auf. Wir durften die ersten Fotos machen und bekamen das Sozialverhalten erklärt.
Zu Mittag wurden wir im Camp mit leckerem Thai Food und frischen Früchten verwöhnt - danach gab es aber das absolute Highlight!
Wir wanderten mit den Dickhäutern zu einem Fluss, in dem wir sie dann baden und abschrubben durften. Ich bekam sogar einen Kuss auf die Wange von einem meiner dicken Freunde :)
Danach waren zwar die Elefanten sauber, aber die meisten von uns hatten bis in die Unterhose hinein den Sand kleben. Deswegen wanderten wir vorbei an Reisfeldern, ein Stückchen weiter zu einem Wasserfall, wo wir uns selbst noch baden durften, bevor es erschöpft, aber glücklich ins Camp zurück ging.
Mein Fazit
Die Elefanten vom Hug Elephants Sanctuary Camp sind wirklich glücklich. Dessen wurde ich mir bewusst, als wir die Dickhäuter im Fluss waschen durften. Sie stürzten sich in die Fluten, legten sich in das flache Flussbett und bespritzten uns mit Wasser. Während der Hautpflege (wir konnten sie mit Schüsseln abspülen und mit Bürsten sauber schrubben) beobachtete ich einen Mahut, der eine kleine, alte Verletzung "seines" Elefanten sorgsam inspizierte und ganz genau untersuchte. Der Umgang zwischen Mensch und Tier ist in diesem Camp ein ganz Besonderer.
Es wird viel Wert darauf gelegt, die Elefanten zu nichts zu drängen. Nach unserer eingänglichen Kontaktaufnahme mittels Bananen-Fütterung wanderten wir mit den 6 Tieren zum Fluss. Mitten im Abstieg fiel den Riesen aber ein, dass sie doch noch einen kleinen Snack zu sich nehmen wollten. Sie blieben stehen und pflückten Blätter von den Bäumen, um ihren Appetit zu stillen. Nicht ein einziges Mal wurden die Elefanten zum Weitergehen angetrieben - wir warteten geduldig, bis auch der Letzte unter ihnen die Nachspeise verdrückt hatte und sich wieder in Bewegung setzte. Die Zeit nutzten wir - wie sollte es auch anders sein - zum Fotografieren.
Die anfangs recht zurückhaltenden Tiere besuchten uns am Nachmittag selbstständig nochmal im Camp, um sich zu verabschieden, und um noch etwas von unserer übrig gebliebenen Jause (Melonen und Ananas) abzustauben.
Also wenn diese Tiere nicht glücklich sind, dann weiß ich auch nicht weiter... :)
Tigertempel? - Nicht für mich...
Von Beginn an war für mich klar, dass der Besuch eines Tigertempels für mich nicht in Frage kommen würde. Tiger streicheln und sich dabei fotografieren lassen? Klingt verlockend. Aber Tiger sind Raubtiere - ich weiß nicht, wie diese Wildtiere so ruhig gestellt werden können, aber ich denke, dass es eindeutig wider die Natur ist. Auch einen solchen Tourismus möchte ich nicht unterstützen.
Ich habe mit einigen anderen Backpackern gesprochen, die erst wenige Tage zuvor in einem Tigertempel waren - ihre Erfahrungsberichte und Enttäuschung bestärkten mich in meiner Meinung und auch ihre Tiger-Fotos (an Halsbändern angekettete Tiger, mit vor ihnen posierenden Touristen) zeigten mir, dass meine Entscheidung richtig war.
Thai Wildlife
Neben dem unglaublichen Erlebnis mit den Elefanten, konnten wir im Dschungel viele bunte Schmetterlinge und schillernde Insekten sehen. Wir besuchten im Zuge einer Trekking-Tour eine Fledermaushöhle, wo die anmutigen Lederflügler unsere Köpfe umkreisten.
Beim Badeurlaub im Süden, hatten wir das Glück, wilde Affen beobachten zu können.
Täglich stand Schnorcheln auf dem Programm, denn auch die Unterwasserwelt Thailands mit ihren lebenden Korallenriffen und bunten Fischen, lässt keinen Wunsch offen.
Geckos und streunende Hunde und Katzen begleiteten uns quasi quer durchs ganze Land.
Die Tierwelt und die Natur Thailands sind unglaublich vielfältig und wundervoll schillernd-bunt. Ich bin absolut verliebt und werde dieses Land sicherlich bald wieder bereisen!
Na, seid ihr auch auf den Geschmack gekommen? Oder habt ihr vielleicht schon mal intensiven Kontakt mit Elefanten gehabt? Lasst es mich wissen!